Wie wir zu KORONA POS Next gekommen sind und warum unsere Prozesse den wahren Unterschied machen
Developer Edition
Developer Edition heißt hier: Eine offene, sehr technische Version. Ohne Marketing-Gedrösche. Es geht darum, wie wir KORONA POS Next gebaut haben, warum wir dreimal komplett neu begonnen haben und wieso wir heute mit KORONA POS Next, KORONA Cloud und KORONA Studio eine Architektur liefern, die in Tempo, Stabilität und Offenheit sichtbar vorne liegt. Kurz gesagt: Das Ergebnis ist stark, weil der Weg dahin konsequent strukturiert war.
Zehn Jahre Weg. Drei Neustarts. Ein Ziel.
Im Oktober 2014 haben wir begonnen. Die erste Iteration war mutig, aber noch zu sehr im Denken klassischer Kassen gefangen. Unser Headless-POS-Muskel war komplett untrainiert. Wir hatten viel Logik im UI, viele Ankopplungen, wenig Luft für schnelle Änderungen.
Der erste Neustart hat uns in Richtung sehr serverzentriert geführt. Im Labor toll, im Ladenalltag mit wackeligem Netz nicht gut genug. Der zweite Neustart zeigte das nächste Learning: Wenn das UI die Fachlogik mitschleppt, wird jede Layoutänderung zu einem riskanten Core-Eingriff. Genau das wollten wir eigentlich vermeiden.
Der dritte Neustart war der Durchbruch. Wir haben den Fokus radikal verschoben. Nicht mehr das Gerät ist das Zentrum, sondern die Transaktion. KORONA POS Next ist der stabile Kopf ohne eigenes UI. Unten am Edge sichert eine lokale Datenhaltung den Alltag ab. Davor laufen beliebige Oberflächen, die in Echtzeit mit dem Core sprechen. Darüber liegen KORONA Cloud und KORONA Studio als Rückgrat für Backoffice, Auswertungen und Integrationen. Im Januar 2025 ist KORONA POS Next zum ersten Mal produktiv beim Kunden gelaufen (Aufregung inklusive). Seitdem wächst das System so, wie es geplant ist: Schnell, messbar, ohne Bauchschmerzen.
Warum? Weil wir von Anfang an ein Ziel hatten: interessierten Anwendern die bestmögliche Headless POS Lösung bereitzustellen. Ohne Kompromisse bei Compliance, Performance und Integrationsfähigkeit.
Prozesse vor Technologie. Genau das macht uns schnell und stabil.
Viele Softwarebuden starten mit Code. Wir versuchten konsequent mit Klarheit zu starten.
RFC und ADR
Jedes Vorhaben beginnt mit einem Request for Comments. Problem, Randbedingungen, nicht-funktionale Anforderungen, Datenflüsse, Alternativen, Risiken. Das Dokument geht ins Team, bekommt Kommentare und eine Deadline. Am Ende steht ein Architecture Decision Record. Entscheidung, Begründung, Alternativen, Rückrollplan. Wer neu dazu kommt, versteht die Historie. Partner auch.
API-Governance
Wir behandeln Protokolle wie Produkte. UIs sprechen in Echtzeit mit dem Core über WebSockets. Typisierte Nachrichten, Reihenfolge, Bestätigungen, Heartbeats. Richtung Cloud setzen wir auf REST mit Idempotenz, ETags, klaren Fehlerklassen. Alles versioniert. Deprecations mit Fristen. Hinweise erscheinen in KORONA Studio. Consumer Driven Contracts verhindern, dass ein Producer einen Consumer bricht. Wenn doch, stoppt die Pipeline früh. Im Feld bleibt es ruhig.
SLI und SLO
Wir arbeiten gegen klare Ziele. Technisch messen wir Roundtrip-Zeiten für UI Events, Reconnects, Sync-Lag vom Edge zur Cloud, Journal-Latenz. Fachlich messen wir Abbrüche im Checkout, Assist-Quoten am Kiosk, Durchsatz in Peak-Zeiten, Promo-Compliance. Ein Feature geht erst live, wenn die Zahlen passen. Falls nicht, bleibt es hinter einem Feature Flag. Das ist keine Bremse, das ist unsere Versicherung für Tempo ohne Folgeschäden.
Release-Engineering
Feature Flags, Remote Config, Rollouts in Ringen, definierte Stop-Kriterien, dokumentierte Rollbacks. So vermeidet man Zitterpartien. Erst zwei oder drei Filialen, dann zwanzig Prozent, dann volle Fläche. Wenn eine Metrik kippt, schalten wir gezielt zurück. Keine Hauruck-Aktionen.
Headless richtig verstanden. Core stabil, UI lebendig.
KORONA POS Next hat kein eigenes UI. Der Core enthält alles, was heikel, gesetzlich relevant oder geschäftskritisch ist. Transaktionen, Preise und Promotions, Steuer und Fiskal, Belege, Zahlungsorchestrierung, Echtzeitdialog, Offline-Resilienz. Die UIs vorn sind austauschbar. Klassische Kasse, Self Checkout, Verkäufer Tablet, Smartphone der Kundin, Webshop, Automat. Alle sprechen denselben, sauber definierten Vertrag. Das UI ist die Linse, nicht der Entscheider. So gelingt Tempo, ohne dass Compliance oder Konsistenz leiden.
KORONA Cloud und KORONA Studio geben dem Ganzen Rückgrat. Backoffice, Konfiguration, Benutzer und Rollen, Auswertungen, Integrationen in ERP, Warenwirtschaft, FiBu, CRM, Loyalty. Mischbetrieb ist normal. Klassische KORONA POS und KORONA POS Express können zusammen mit KORONA POS Next in einem Account laufen. Migrationen werden dadurch sanft und planbar.
Sicherheit, Compliance, Auditierbarkeit. Von Anfang an eingeplant.
Wir entwickeln in Ländern mit sehr unterschiedlichen Regeln. Deshalb liegt die fiskalische und steuerliche Logik im Core. Länderadapter sind klar abgegrenzt. Timeouts, Fallbacks, Fehlerklassen sind definiert. Die Belegpipeline erzeugt Print, PDF und digitale Belege. Journale sind als Hash-Kette nachvollziehbar. Transport ist verschlüsselt. Lokale Caches ebenfalls. Geräte und UIs werden sauber registriert. Rollen und Rechte passen zum Alltag in der Filiale. Das Ergebnis ist prüfbar und wiederholbar.
Offline ist Alltag. Nicht Ausnahme.
Ein POS, der nur bei perfektem Netz funktioniert, ist Theorie. Wir planen Edge und Offline bewusst ein. Lokale Persistenz puffert, wenn es ruckelt. Versand in die Cloud läuft in robusten Warteschlangen, mit Backoff und Wiederholung. Idempotenz sorgt dafür, dass Schritte nicht doppelt gezählt werden. Nach einem Stromausfall kassiert man weiter, danach wird sauber nachgezogen. Das ist kein Trick, das ist Pflicht (eigentlich schon immer).
Observability. Sehen, steuern, lernen.
Wir möchten nicht raten, wir möchten wissen. Darum verbinden wir technische Signale mit fachlichen Metriken in gemeinsamen Dashboards. Ein Beispiel. Der Roundtrip zwischen UI und Core ist gut, aber die Assist-Quote an zwei Kiosken steigt? Dann liegt es wahrscheinlich am Flow, nicht an der Leitung. Tracing hilft, Ereignisse über UI, Core und Cloud zu verfolgen. Runbooks beschreiben klare Schritte. Postmortems sind ohne Schuldzuweisung und enden immer mit konkreten Maßnahmen. So wird aus jedem Vorfall eine Verbesserung.
Partner-Enablement. Offen heißt anschlussfähig.
Integrationspartner sollen nicht reverse engineeren, sondern gestalten. Darum gibt es bei uns eine Dokumentation, die man wirklich nutzt. Sequenz- und Zustandsdiagramme, saubere Schemas für WebSocket und REST, eine Kompatibilitätstabelle über UI SDK, Core und Cloud. Starter Kits für Compose Multiplatform und Web. Sandboxes mit echten Testdaten. Deprecations mit Vorlauf und Anleitung. Ergebnis. Weniger Rückfragen, weniger Leerlauf, schnellere Integration, höhere Qualität.
Hardware ist Realität und wir testen sie.
Scanner, Drucker, Terminals, Kioske, Tablets, Smartphones, Kassenhardware. Unterschiedliche Betriebssysteme, Treiber, Protokolle. Im Netz simulieren wir Latenz, Paketverlust und Roaming. Wir ziehen Stecker. Wir prüfen die Peripherie. Daraus entstehen Kompatibilitätsmatrizen, die Projekte retten. Nicht erst am Go Live.
Warum viele es noch nicht sehen und wie wir versuchen, es zu zeigen.
CTOs, IT Leiter und Entwickler verstehen Headless sehr schnell. Ein Core, der Regeln und Compliance trägt. Ein UI, das schnell variiert. Ein Vertrag, der stabil ist. Viele Management Teams (oft die Entscheider) haben aber anderes im Kopf. Filialbetrieb, Personal, Flächenleistung, Kosten. Völlig legitim. Genau deshalb versuchen wir Architektur in Wirkung zu übersetzen.
Weniger Schlange heißt mehr abgeschlossene Käufe in Peaks. Assisted Selling am Regal macht aus nicht vorrätig ein kommt morgen, ohne Medienbruch. Promotions greifen überall gleich, Rabattfehler verschwinden. Änderungen gehen in Tagen live, nicht nach der Kampagne. Ein Core statt Insellösungen reduziert Wartung, Schulung und Support. In Summe steigen Umsatz und Marge und die Kosten bleiben planbar.
Der beste Weg, das zu zeigen, ist ein Pilot mit klaren KPIs. Zwei bis drei Filialen. Ein Use Case. Zum Beispiel Verkäufer Tablet am Regal oder Self Checkout mit Assist Mode. Messgrößen vorher festlegen. Abbruchquote, Wartezeit, Durchsatz, Promo-Compliance. Rollout in Ringen. Bericht nach vier Wochen. Dann entscheidet nicht das Gefühl, sondern die Zahl.
Historie mit Haltung. Warum die drei Neustarts scheinbar wichtig waren.
Wir haben auf dem Weg zu KORONA POS Next Technologien verworfen, die auf dem Papier gut aussahen. Und wirklich: Das war nicht immer einfach. Manche Technologien waren zu schwer, andere zu empfindlich, wieder andere zu stark mit UI Logik verknüpft. Jedes Mal haben wir die Entscheidung stark diskutiert und auch dokumentiert, Alternativen bewertet und einen Rückweg definiert. Das Ergebnis ist ein System, das heute leicht wirkt, weil es an der richtigen Stelle schwer ist. Die Komplexität sitzt im Core, dort wo sie hingehört. Die Oberflächen dürfen schnell und mutig sein, ohne den Laden zu gefährden.
Was Kunden und Partner konkret davon haben
Für Händler heißt das: Schnellere Rollouts, stabile Peaks, einheitliche Regeln, saubere Belege, echte Steuerbarkeit im Betrieb. Für Partner heißt das: Klare Verträge, saubere Versionierung, realistische Deprecation, Starter, Sandbox, gute Betreuung. Für beide Seiten sinkt das Risiko. Projekte sind eher ein Plan als ein Abenteuer.
Und zum Schluss:
KORONA POS Next, KORONA Cloud und KORONA Studio sind nicht zufällig so offen und robust. Sie sind das Ergebnis von zehn Jahren Arbeit mit klaren Prozessen. RFCs, ADRs, API Governance, Contract Tests, SLI und SLO, Feature Flags, Ring Rollouts, Observability, Security by Design, Partner Enablement, Hardware Lab. Ohne das gäbe es diese Architektur nicht in dieser Form.
Wir empfehlen: Klein starten, sauber messen, sinnvoll skalieren. Danach ist die Diskussion um Headless selten noch theoretisch. Dann sieht man, was es bringt. Für Umsatz. Für Marge. Für Ruhe im Betrieb.
Und noch was in eigener Sache: Ich hätte nie gedacht, dass die Entwicklung von KORONA POS Next, so aufwändig ist und so lange dauert. Aber jeder Schritt und jeder Umweg hat sich gelohnt.
Danke für die Aufmerksamkeit 🙂